Besiedlung
Es wird angenommen, dass die ersten Menschen
vor ca. 2000 Jahren nach Madagaskar kamen. Jedoch deuten archäologische
Funde auf eine erste Besiedlung um 1000 n.Chr. hin. Begünstigt
durch Meeresströmungen und Windverhältnisse ist anzunehmen,
dass die ersten Siedler aus dem südasiatischen Raum (Indonesien,
Malaysia) stammen. Erst später kamen Menschen aus Arabien und
Afrika nach Madagaskar, insbesondere durch arabische Sklavenhändler.
Schaut man auf die Landkarte, ist man überrascht, dass nicht
Afrikaner, die durch die Straße von Mocambique nur ca. 400
km entfernt im Westen lebten, zuerst nach Madagaskar kamen. Betrachtet
man aber die Menschen Madagaskars, erkennt man gleich die starke
Ähnlichkeit mit indonesischen und anderen südasiatischen
Menschen. Auch ist die melodische madagassische Sprache mit der
Sprache der Sunda-Inseln verwandt.
Bereits bevor der erste Europäer vor fast 500 Jahren seinen
Fuß auf madagassischen Boden setzte, war die Kunde von der
Existenz dieser Insel durch den venezianischen Reisenden Marco Polo
(1254-1324) nach Europa gelangt. Dieser hatte von 1271-1295 eine
Reise nach China unternommen und von vielen Gegenden berichtet,
von denen ihm unterwegs erzählt worden war. In der Beschreibung
der von ihm Madeigascar genannten Insel vermischt sich Wahres und
Legende. Da außerdem Tiere wie Elefanten, Giraffen und Kamele
auf der Insel leben sollen, die dort nie existiert haben, ist davon
auszugehen, dass hier Verwechslungen mit anderen afrikanischen Regionen
vorliegen. Andererseits berichtete er von dem mythischen Vogel Rock,
und ein großer, später ausgestorbener Laufvogel, lebte
tatsächlich auf Madagaskar. Polos Benennung entsprechend ist
Madagaskar unter dieser Bezeichnung bereits 1492 auf einer Weltkarte
verzeichnet worden.
Handel
mit der Insel wurde anfangs von den Griechen und Arabern betrieben
bis 1500 die ersten Europäer nach Madagaskar kamen. Der Portugiese
Diego Diaz soll 1501 der erste Europäer gewesen sein, der Madagaskar
betrat, als er auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien auf Madagaskar
stieß. Andere Quellen erwähnen einen Portugiesen namens
Lorenz Almeida, der 1506 als erster Europäer auf der Insel
gelandet sein soll. In der Zeit danach kommen Holländer, Engländer,
Franzosen und Portugiesen. Auch Piraten benutzen madagassische Buchten
als Verstecke. Am bekanntesten ist die Piraten-Insel Nosy-Boraha
(Sainte-Marie) vor der Ostküste, ca. 200 km nördlich von
Toamasina.
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Die
Menabe (Königreiche)
Vom 15. bis 17. Jahrhundert entwickelten sich
verschiedene Menabe der Stämme Sakalava, Merina und Betsimisaraka.
Frankreich konnte sich 1642 festsetzen wurde aber 1674 wieder vertrieben,
Sie erwarben an der Ostküste einige Handelsposten, die jedoch
ohne größeren Einfluss blieben. Ende des 18. Jahrhunderts
kam ein starker König der Merina, ANDRIANAMPOINIMERINA, auf,
der durch geschickte Bündnisse und Unterwerfung König
der ganzen Insel wurde. Er gilt als der Gründer des einheitlichen
Madagaskar und herrschte von 1787 bis 1810. Ihm wird der Ausspruch
zugeschrieben: Die einzige Grenze meines Reisfeldes ist das Meer!
Unter seinem Sohn, RADAMA I. (1810 – 1828) wurde die Insel
europäisiert. Er war den Franzosen feindlich gesinnt und ließ
von britischen Offizieren seine Merina-Truppen ausbilden. Britische
Missionare christianisierten das Land und führten die lateinische
Schrift in von ihnen gegründeten Schulen ein.
Unter Königin RAVANALONA I. (1828 – 1861) entwickelte
sich eine starke Reaktion gegen die europäische Kultur. Das
Christentum wurde 1835 verboten, Missionare verfolgt und “Reformen“
abgeschafft. Da sie dabei nicht gerade zimperlich gegen diejenigen
vorging, die massiv gegen die gewachsene madagassische Kultur missionierten
und reformierten, brachte ihr das den Beinamen die Schreckliche
ein.
In ihrer Regierungszeit führten um 1845 Franzosen und Engländer,
die sich verbündeten, mehrere Feldzüge in Madagaskar.
Ihr Nachfolger, RADAMA II., führte wieder einige Reformen ein
und stärkte den französischen Einfluss. Er regierte nur
2 Jahre (1861 – 1863) und wurde von Gefolgsleuten seines konservativen
Premierministers RAINILAIARIVONY, der schon unter Königin RAVANALONA
I. diente, ermordet.
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Kolonialzeit
RAINILAIARIVONY baute die Beziehungen zu Frankreich
aus, das dann 1875 Madaskar zum französischen Protektorat erklärte.
10 Jahre später landen französische Truppen in Antseranana
(Diégo Suarez) und nehmen dann auch bald Antananarivo ein.
RANAVALONA wird als Königin eingesetzt. 1886 wird Madagaskar
zur französischen Kolonie erklärt und eine Militärherrschaft
unter dem Gouverneur Gallieni (1896 - 1905) eingerichtet. Öffentliche
Unruhen werden mit Gewalt unterdrückt und der Widerstand der
Madagassen gebrochen. Gallieni läßt den Kronprinzen RATSIMAMANGA
hinrichten, entthront die Königin und verbannt sie nach Algerien
ins Exil, wo sie 1917 starb.
In
der Folgezeit wird das Leben in Madagaskar nach französischem
Vorbild ausgerichtet. Verwaltung, Wirtschaft sowie das Bildungs-
und Gesundheitswesen werden - ohne Rücksicht auf die kulturelle
Entwicklung Madagaskars - nach französischem Vorbild eingerichtet.
Die landwirtschaftlichen Flächen werden an Europäer vergeben
und für die Madagassen Réserves indigènes (Reservate)
eingerichtet.
Wird fortgesetzt.
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